Der Anfang der Unendlichkeit
Erklärungen, die die Welt verwandeln

Glossar

Erklärung
Aussage darüber, was es gibt und was es wie und warum macht
Reichweite
Die Fähigkeit mancher Erklärungen, Probleme zu lösen, die über die hinausgehen, zu deren Lösung sie geschaffen wurden
Kreativität
Die Fähigkeit, neue Erklärungen zu schaffen
Empirismus
Der Irrglaube, dass wir all unser Wissen aus unseren Sinneswahrnehmungen ›ableiten‹
Theoriebeladen
Es gibt keine ›rohen‹ Wahrnehmungen. All unsere Wahrnehmungen der Welt laufen durch Schichten bewusster wie auch unbewusster Interpretationen
Induktivismus
Der Irrglaube, naturwissenschaftliche Theorien würden durch Verallgemeinerung oder Extrapolation wiederholter Wahrnehmungen erlangt und eine Theorie werde wahrscheinlicher, je öfter sie durch Beobachtungen bestätigt werde
Induktion
Der oben genannte nicht existente Vorgang des ›Erlangens‹
Induktionsprinzip

Die Vorstellung, dass ›die Zukunft der Vergangenheit ähnelt‹, verbunden mit dem Irrglauben, dies sage irgendetwas über die Zukunft aus

S. auch: Induktivismus

Realismus
Die Vorstellung, dass es die physische Welt wirklich gibt und es auch Wissen über sie geben kann
Relativismus
Der Irrglaube, Aussagen könnten nicht objektiv wahr oder falsch sein, sondern nur im Hinblick auf irgendeinen kulturellen oder anderweitig willkürlichen Standard eingestuft werden
Instrumentalismus
Der Irrglaube, die Naturwissenschaften könnten nicht die Wirklichkeit beschreiben, sondern nur Ergebnisse von Beobachtungen vorhersagen
Philosophie der Rechtfertigung
Der Irrglaube, Wissen könne nur echt oder zuverlässig sein, wenn es von einer Quelle oder einem Kriterium gerechtfertigt werde
Fallibilismus
Die Anerkennung, dass es keine maßgeblichen Wissensquellen oder zuverlässigen Mittel gibt, Wissen als wahr oder wahrscheinlich zu rechtfertigen
Hintergrundwissen
Vertrautes und unumstrittenes Wissen
Faustregel
›Rein vorhersagende Theorie‹ (eine Theorie, deren erklärender Inhalt nur aus Hintergrundwissen besteht)
Problem
Es besteht ein Problem, wenn man einen Widerspruch zwischen Ideen wahrnimmt
Gute/schlechte Erklärung
Eine Erklärung, die schwer/leicht zu verändern ist, während sie weiterhin das erklärt, was sie zu erklären vorgibt
Die Aufklärung
Ein Weg (oder sein Anfang), Wissen in einer kritischen Tradition zu erlangen und nach guten Erklärungen zu suchen, anstatt sich auf Autoritäten zu verlassen
Miniaufklärung
Eine kurzlebige kritische Tradition
Rational
Der Versuch, Probleme dadurch zu lösen, dass man nach guten Erklärungen sucht und aktiv Fehler korrigiert, indem man sowohl an bestehenden Ideen als auch an neuen Vorschlägen Kritik übt
Der Westen
Die politische, moralische, wirtschaftliche und intellektuelle Kultur, die sich aus den aufklärerischen Werten von Wissenschaft, Vernunft und Freiheit entwickelt hat
Person
Entität, die erklärendes Wissen schaffen kann
Anthropozentrisch
Menschen oder Personen in den Mittelpunkt stellend
Grundlegendes oder bedeutsames Phänomen
Ein Phänomen, das eine notwendige Rolle bei der Erklärung vieler Phänomene spielt oder dessen Besonderheiten einer besonderen Erklärung in Bezug auf grundlegende Theorien bedürfen
Mittelmäßigkeitsprinzip
›Es gibt nichts Bedeutsames am Menschen‹
Parochialismus
Wenn man den Anschein mit der Wirklichkeit oder lokale Gesetzmäßigkeiten mit universellen Gesetzen verwechselt
Raumschiff Erde
›Die Biosphäre ist ein Lebenserhaltungssystem für den Menschen‹
Konstrukteur
Ein Gerät, das die Transformation anderer Objekte bewirken kann, ohne sich dabei unterm Strich selbst zu verändern
Universeller Konstrukteur

Ein Konstrukteur, der mit den richtigen Informationen jede physisch mögliche Transformation von Rohmaterialien bewirken kann

S. auch: Wohlstand

Evolution (darwinistische)
Wissensschöpfung durch abwechselnde Variation und Selektion
Replikator

Eine Entität, die kausal zu ihrer eigenen Vervielfältigung beiträgt

Diese Definition unterscheidet sich leicht von der von Dawkins

Neodarwinismus
Darwinismus als Theorie von Replikatoren, ohne diverse Formen von Irrglauben wie zum Beispiel ›survival of the fittest‹
Mem

Eine Idee, die ein Replikator ist

S. auch: Rationales Mem, Antirationales Mem

Memplex
Eine Gruppe von Memen, die sich gegenseitig zur Replikation verhelfen
Spontanzeugung
Bildung von Organismen aus Vorläufern, die nicht lebendig sind
Lamarckismus
Eine falsche Evolutionstheorie, die auf der Vorstellung beruht, biologische Anpassungen seien Verbesserungen, die ein Organismus während seiner Lebenszeit erwerbe und dann an seine Nachkommen vererbe
Feinabstimmung
›Wären die physikalischen Konstanten oder Gesetze ein wenig anders, gäbe es kein Leben‹
Anthropische Erklärung
›Nur in Universen mit intelligenten Beobachtern fragt man sich, warum das fragliche Phänomen auftritt‹
Emergenzebenen
Mengen an Phänomenen, die sich gut im Verhältnis zueinander erklären lassen, ohne sie in ihre Bestandteile, wie etwa Atome, zerlegen zu müssen
Natürliche Zahlen
Die ganzen Zahlen 1, 2, 3 und so weiter
Reduktionismus
Der Irrglaube, die Wissenschaft müsse oder solle Dinge immer dadurch erklären, dass sie sie in Bestandteile zerlegt (und dass daher Erklärungen auf höherer Ebene nicht grundlegend sein könnten)
Holismus
Der Irrglaube, alle wichtigen Erklärungen handelten von Bestandteilen im Sinne von Ganzheiten und nicht umgekehrt
Ethik
Handelt von dem Problem, welche Art von Leben man wollen sollte
Der Sprung zur Universalität
Die Tendenz von sich allmählich verbessernden Systemen, eine plötzliche und große Zunahme der Funktionalität zu erfahren und in einem bestimmten Bereich universell zu werden
Quale (Plural Qualia)
Der subjektive Aspekt einer Empfindung
Behaviorismus
Instrumentalismus, angewandt auf die Psychologie; die Lehre, die Wissenschaft könne (oder solle) nur Verhaltensweisen von Personen als Reaktionen auf Reize messen oder vorhersagen
Bijektive Paarbildung
Wenn man eine direkte Paarbildung zwischen den Elementen zweier Mengen vornehmen kann
Unendlich (Mathematik)
Eine Menge ist unendlich, wenn eine bijektive Paarbildung mit einem Teil ihrer selbst möglich ist
Unendlich (Physik)
Ein recht schwammiges Konzept, das so viel bedeutet wie ›größer als alles, was prinzipiell von der Wahrnehmung erfasst werden könnte‹
Abzählbar unendlich
Unendlich, aber klein genug, um eine bijektive Paarbildung mit den natürlichen Zahlen vornehmen zu können
Maß
Eine Methode, mit der eine Theorie den Anteilen und Durchschnittswerten unendlicher Mengen von Dingen, wie zum Beispiel Universen, eine Bedeutung verleiht
Singularität
Eine Situation, in der etwas Physisches zwar unbeschränkt groß wird, aber überall endlich bleibt
Multiversum
1. Eine einheitliche physische Entität, die mehr als ein Universum umfasst
2. Die Welt laut der Quantentheorie
Infiniter Regress
Ein Trugschluss, bei dem ein Argument oder eine Erklärung von einem Unterargument derselben Form abhängt, wobei das Unterargument vorgibt, im Wesentlichen dasselbe Problem zu lösen wie das ursprüngliche Argument
Berechnung
Ein physikalischer Vorgang, der ein Exemplar der Eigenschaften einer abstrakten Entität erstellt
Beweis
Eine Berechnung, die angesichts einer Theorie über die Funktionsweise des Computers, auf dem sie läuft, die Wahrheit eines abstrakten Satzes bestimmt
Blinder Optimismus

Man geht so vor, als wüsste man, dass keine schlechten Resultate eintreten werden

Auch: Leichtsinn, Selbstüberschätzung

Blinder Pessimismus

Man vermeidet alles, von dem man nicht weiß, ob es sicher ist

Auch: Vorsorgeprinzip

Das Optimismusprinzip
Alle Übel werden durch mangelhaftes Wissen verursacht
Wohlstand
Das Repertoire an physischen Transformationen, die man zu bewirken imstande ist
Fungibel
In jeder Hinsicht identisch
Die Welt
Die Gesamtheit der physischen Realität
Universum
Universen sind quasiautonome Regionen des Multiversums
Geschichte
Eine Menge fungibler Universen, über die Zeit hinweg; man kann auch von der Geschichte von Teilen eines Universums sprechen
Paralleluniversen
Eine etwas irreführende Art, sich auf das Multiversum zu beziehen; irreführend, weil die Universen nicht vollkommen ›parallel‹ (autonom) sind und weil das Multiversum viel mehr Struktur hat – insbesondere Fungibilität, Verschränkung und das Maß von Geschichten
Exemplare
In den Teilen des Multiversums, die Universen enthalten, besteht jedes multiverselle Objekt ungefähr aus ›Exemplaren‹, von denen manche identisch sind, andere nicht, und von denen sich jedes in einem der Universen befindet
Quant
Die kleinstmögliche Änderung einer diskreten physikalischen Variable
Verschränkung
Informationen in jedem multiversellen Objekt, die bestimmen, welche Teile (Exemplare) des Objekts welche Teile anderer multiverseller Objekte beeinflussen können
Dekohärenz
Der Vorgang des ›Undurchführbarwerdens‹ der Rückgängigmachung einer Differenzierungswelle zwischen Universen
Quanteninterferenz
Phänomene, die dadurch verursacht werden, dass nicht fungible Exemplare eines multiversellen Objekts fungibel werden
Unschärferelation
Die (schlecht und unzutreffend benannte [Anm. d. Ü.: gemeint: auf Englisch mit uncertainty principle schlecht und unzutreffend benannte]) Folgerung der Quantentheorie, dass manche Eigenschaften einer jeden fungiblen Ansammlung von Exemplaren eines physischen Objekts unterschiedlich sein müssen
Quantenberechnung
Eine Berechnung, bei der der Informationsfluss nicht auf eine einzige Geschichte beschränkt ist
Schlechte Philosophie
Eine Philosophie, die aktiv Wissenszuwachs verhindert
Interpretation
Der erklärende Teil einer wissenschaftlichen Theorie, der sich angeblich von ihrem vorhersagenden oder instrumentellen Teil unterscheidet
Kopenhagener Interpretation
Niels Bohrs Kombination aus Instrumentalismus, Anthropozentrismus und erprobter Mehrdeutigkeit, um ein Verständnis der Quantentheorie als eine Beschreibung der Wirklichkeit zu vermeiden
Positivismus
Die schlechte Philosophie, die besagt, dass alles, was nicht ›aus Beobachtungen abgeleitet‹ ist, aus der Wissenschaft eliminiert werden müsse
Logischer Positivismus
Die schlechte Philosophie, die besagt, dass Aussagen, die nicht durch Beobachtungen verifizierbar sind, bedeutungslos seien
Repräsentative Regierung
Ein Regierungssystem, in dem die Zusammensetzung oder die Meinungen der Legislative die des Volks widerspiegeln
Sozialwahltheorie
Die Untersuchung, wie der ›Gesellschaftswille‹ anhand der Wünsche der Gesellschaftsmitglieder definiert werden kann und welche sozialen Institutionen die Gesellschaft zur Umsetzung ihres so definierten Willens veranlassen können
Poppers Kriterium
Gute politische Institutionen sind diejenigen, die möglichst einfach ermitteln lassen, ob bestimmte Herrscher oder Formen von Politik Fehler sind, und es ermöglichen, sie in dem Fall gewaltfrei zu entfernen
Ästhetik
Die Philosophie der Schönheit
Eleganz
Die Schönheit in Erklärungen, mathematischen Formeln und so weiter
Explizit
Mit Worten oder Symbolen ausgedrückt
Implizit
Durch andere Informationen impliziert oder anderweitig in ihnen enthalten
Kultur

Eine Reihe von gemeinsamen Ideen, die ihre Träger veranlassen, sich in gewisser Weise gleich zu verhalten

S. auch: Mem

Rationales Mem

Eine Idee, die sich auf die kritischen Fähigkeiten der Empfänger stützt, um ihre Replikation zu bewirken

S. auch: Mem, Starre Kultur/Gesellschaft

Antirationales Mem
Eine Idee, die sich auf die Beeinträchtigung der kritischen Fähigkeiten der Empfänger stützt, um ihre Replikation zu bewirken
Starre Kultur/Gesellschaft

Eine Kultur/Gesellschaft, in der Veränderungen über eine so lange Zeitspanne erfolgen, dass ihre Mitglieder diese Veränderungen nicht bemerken können; solche Kulturen werden von antirationalen Memen dominiert

S. auch: Memplex

Dynamische Kultur/Gesellschaft

Eine Kultur/Gesellschaft, die von rationalen Memen dominiert wird

S. auch: Mem, rationales Mem

Nachahmung
Das Kopieren von Verhalten; dies unterscheidet sich von der menschlichen Memreplikation, die das Wissen kopiert, welches wiederum das Verhalten verursacht
Der Aufstieg des Menschen
Der Anfang der Unendlichkeit. Darüber hinaus war Jacob Bronowskis The Ascent of Man eine der Inspirationen für dieses Buch
Erhalten
[Anm. d. Ü.: Auch im Zusammenhang mit ›nachhaltig‹ und ›anhaltend‹] Der Begriff hat zwei fast gegensätzliche, aber oft miteinander verwechselte Bedeutungen: jemanden mit etwas, das er braucht, zu versorgen, und zu verhindern, dass sich Dinge verändern